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Preisverleihung beim Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund-Köln

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Preisverleihung beim IFFF Dortmund-Köln 2015 am Abend des 20.4. im Dortmunder U: Festivalleiterin Silke J. Räbiger gratulierte der Hauptpreisträgerin Naomi Kawase und allen anderen Ausgezeichneten. © IFFF Dortmund-Köln/Julia Reschucha

Preisverleihung beim IFFF Dortmund-Köln 2015 am Abend des 19.4. im Dortmunder U: Festivalleiterin Silke J. Räbiger gratulierte der Hauptpreisträgerin Naomi Kawase (FUTATSUME NO MADO – STILL THE WATER)  und allen anderen Ausgezeichneten. © IFFF Dortmund-Köln/Julia Reschucha

Filme von Frauen vom 14. bis 19.4.2015 in Dortmund: Seit mehr als 30 Jahren rückt das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund-Köln (das jährlich wechselnd in Dortmund oder Köln stattfindet, heuer in Dortmund) Filmregisseurinnen in den Fokus. Nötig sind die mehr als 50 auf Filme von Frauen spezialisierten Festivals leider noch immer. In Europa und den USA werden um die 10% der Filme von Regisseurinnen inszeniert. Deshalb wird der Ruf nach Quoten laut. Besser sieht es in Lateinamerika  aus, was auch der Wettbewerb in Dortmund widerspiegelte. Zwei der acht Filme kamen aus Südamerika.

«Ich habe meinen Film in schwarzweiß gedreht, weil farbige Bilder die Tristesse des Armenviertels von Ciudad Bolivar verfälscht hätten, das von den Regierenden vergessen wurde.  Außerdem gab es mir die Chance, mit Farben zu arbeiten», erklärt die Kolumbianerin Libia Stella Gómez das Konzept von ELLA (SHE). Wenn die halbwüchsige Guiselle die Leiche ihrer Nachbarin Georgina mit blauem Lidschatten schminkt, ist dies ein Zeichen für Liebe und Verbundenheit in einer kleinen Gemeinschaft. Georgina hatte sich um die Heranwachsende gekümmert, die nach dem Tod der Mutter für ihre Geschwister sorgt und sie vor der Übergriffigkeit des Vaters geschützt. Nach Georginas Tod ist es nun Guiselle, die dem Witwer Alcides neuen Lebensmut gibt. Dem Schrott- und Lumpensammler fehlt das Geld für die Beerdigung. Zunächst versteckt er seine Not. Als er dann doch Hilfe annimmt, setzt die junge Regisseurin weitere Farbpunkte, um die Wiederkehr der Hoffnung und Optimismus zu unterstreichen (Bild: Nicolas García, Schnitt: Ximena Franco).

Die sozialen Probleme von alleinerziehenden Frauen thematisiert Mariana Rondón in PELO MALO (BAD HAIR), dem Porträt eines Jungen mit krausem Wuschelkopf,  der sich nichts so wünscht wie die glatten Haare aus den TV-Shows. Seine Mutter ist mit seiner Erziehung überfordert, sie ringt um die Rückkehr in ihrem Job bei einem Sicherheitsdienst, wo sie Nachtschichten schiebt. Die Familiengeschichte gibt auch einen guten Einblick in die Realität Venezuelas (Bild: Micaela Cajahuaringa, Schnitt: Marité Ugás).

Szene aus PELO MALO. ©FiGa Films/IFFF 2015

Samuel Lange Zambrano in PELO MALO. © FiGa Films/IFFF 2015

Aus Europa kam das Körperwahn- und Bulimie-Drama BODY der Polin Malgorzata Szumowska, mit dem sie heuer bei der Berlinale den Silbernen Bären gewann, sowie die Niederländerin Mijke de Jong mit FRAILER, einem berührenden Film über Freundschaft im Angesicht eines nahen Todes.
Des weiteren kam aus Europa Mia Hansen-Loves EDEN, eine liebevolle Hommage an die Techno-Ära in Paris (Bild: Denis Lenoir, AFC, ASC; Schnitt: Marion Monnier).

 

Auch LOVE ISLAND von Jasmila Zbanic ist eine europäische Produktion. Die bosnische Regisseurin wechselt, unterstützt von ihrer Kamerafrau Christine A. Maier (zum vierten Mal) und ihrer Schnittmeisterin Isabel Meier, radikal das Genre und erschafft eine vor Lebensfreude und optischen Einfällen überbordende Gender-Verwechslungskomödie mit Anlehnungen an die klassische griechische Theatertradition.

LOVE ISLAND. © Produkcija Ziva/The Match Factory

LOVE ISLAND. © Produkcija Ziva/The Match Factory

Die Jury, besetzt mit Lena Stolze, der britischen Produzentin Kate Kinninmont und der ägyptischen Filmemacherin Amal Ramsis, entschied sich für einen der beiden asiatischen Beiträge: Naomi Kawasa führt in FUTATSUME NO MADO (STILL THE WATER), der schon bei seiner Premiere 2014 in Cannes stark aufgefallen war (siehe dazu unseren großen Festivalbericht in Heft 7/2014, S. 64 ff), mit atemberaubenden Bildern in eine archaische Landschaft auf einer abgelegenen Insel. Zwei heranwachsende Mädchen werden über mehrere Familiendramen mit erster Liebe, Abnabelung von den Eltern, Verlust, Krankheit und Tod konfrontiert (Bild: Yutaka Yamazaki, Schnitt: Tina Baz).

xxx in FUTATSUME NO MADO (STILL THE WATER). © Eddie Sata S.A./IFFF 2015

Jun Yoshinaga in FUTATSUME NO MADO (STILL THE WATER). © Eddie Sata S.A./IFFF 2015

Den Wettbewerb rundete RED ROSE der in Paris lebenden Iranerin Sepideh Farsi ab. Sie mixt Filmaufnahmen der gescheiterten grünen Revolution 2009 aus den sozialen Netzwerken mit einer Liebesgeschichte. Eine Bloggerin und Aktivistin verführt einen desillusionierten Mann jenseits der 50, der in den 1980er Jahren zum Widerstand gehörte und sich vor der Welt in seine Wohnung zurückgezogen hat. Über seinen Computer organisiert sie die Demos – bis die Polizei vor der Tür des nichtsahnenden Mannes steht, der sich aus den Protesten raus halten wollte (Bild: Pantelis Mantzanas, Schnitt: Bonita Papastathi).

RED ROSE. © UDI Urban Distribution International/IFFF 2015

RED ROSE. © UDI Urban Distribution International/IFFF 2015

Frauen hätten es nicht nur schwer, sich in der Regie durchzusetzen, war das Fazit der Diskussionen auf dem Festival. Es gelte insgesamt für die klassischen Männerdomänen in der Branche.  Festivalleiterin Silke Räbiger regte deshalb eine Maßnahme für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. An Filmsets sollte über die Möglichkeit einer Kinderbetreuung nachgedacht werden.

Mehr zum IFFF 2015 hier.

 


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